Blogtour zu "Tod und Spiele – Ein neuer Fall für
Falko Cornelsen " von Petra Mattfeldt
Bislang haben Sie hübsch Ihre Manuskripte oder
Plots in Ihrer Schublade oder auf USB-Festplatte
verstaut, dies ist Ihr neuer Roman, dem wir uns später widmen werden, in
welchen Genres fühlen Sie sich wohl? Sowohl beim Schreiben als auch lesen…
Petra Mattfeldt:
Da kann ich besser beantworten, was ich nicht so mag,
denn ich bin tatsächlich im wahrsten Sinne ein sehr vielseitiger Schreiber und
Leser. Mir liegen keine Liebesromane und ich mag auch keine Horrorgeschichten.
Ich glaube, alles andere mag ich (sofern ich jetzt nichts vergessen habe, was
mich abstoßen könnte).
Früher, als Kind, waren meine ersten Geschichten die
von Benderup und Tarek, zwei Figuren, von denen ich mir einbildete, sie würden
auf unserem Dachboden wohnen und ständig irgendetwas aushecken. Etwas später
dann, als ich mich für Physik interessierte, kam dann auch Science-Fiction und
die Frage hinzu, was wohl tatsächlich möglich wäre wenn. So ist mein
allererstes Manuskript „Multiversum“ entstanden, das tatsächlich jahrelang in
der Schublade lag, bis es im letzten Jahr erschien.
Die Liebe zur Geschichte und gelebten Historie wurde
tatsächlich durch meinen damaligen Geschichtslehrer geweckt. Herr Kring (ich
hoffe, er hat nichts dagegen, dass ich ihn hier erwähne), hatte eine geradezu
außergewöhnliche Art, seinen Schülern die Geschichte näher zu bringen. Ich
wurde neugierig und bin es bis heute geblieben. Es gibt unheimliche viele
geschichtliche Ereignisse und Epochen, über die ich schreiben möchte. Da reicht
der Stoff, bis ich selbst 120 Jahre alt bin :D
Und dann liebe ich natürlich Krimis. Wer nicht? Eine
spannende Handlung, die den Leser (oder auch Schriftsteller) mitfiebern lässt
und ganz in seinen Bann zieht. Beim Lesen wie beim Schreiben ist es bei mir
fast gleich: Ich kann kaum aufhören und tauche voll ab.
Gibt es eine Epoche, für die Sie
sich besonders interessieren?
Petra Mattfeldt:
Mir liegt das Mittelalter sehr. Warum genau, kann ich
gar nicht sagen. Ich finde es wohl einfach faszinierend, unter welchen
Bedingungen die Menschen damals lebten und dennoch, wie ja jeder Mensch im
Leben, danach strebten, ihr Glück zu finden. Besonders reizt mich die Zeit, in
der Frauen noch so gut wie keine Rechte hatten, sich aber immer wieder aus der
Masse erhoben. Hier gibt es eine Vielzahl von Quellen, in denen belegt ist,
dass man das Handeln und damit das aktive Eingreifen von Frauen der damaligen
Zeit schlicht nicht leugnen konnte, es jedoch quasi „nur am Rande“ erwähnt ist.
Als dann die Zünfte aufbrachen und die Frauen ihre Rechte immer mehr
einforderten und durchsetzten, herrscht bei vielen „hohen Herren“ zwar
Unverständnis über die geänderte Situation, doch konnten sie es nicht mehr
verhindern. Es macht schon Spaß, in diesen alten Niederschriften
herauszufiltern, was die Frauen leise und still bewirkt haben.
Wenn Sie in die Vergangenheit reisen könnten, welcher
historischen Persönlichkeit würden Sie gerne mal begegnen und warum?
Petra Mattfeldt:
Hm – das ist eine schwierige Frage. Natürlich gibt es
da den einen oder anderen, dem ich schon gern mal die Meinung sagen würde, wenn
das möglich wäre. Aber letztendlich muss man eben sehen, dass vieles, das uns
heute undenkbar erscheint, einfach der damaligen Zeit und den Umständen
geschuldet war.
Ich würde auch gar nicht sagen, dass ich einer
Persönlichkeit gern begegnen und insoweit mit ihr sprechen würde. Es wäre eher
dieses stille Beobachten, was mich reizt. Dabei sein und aus verschiedenen
Blickwinkeln sehen, was beispielsweise bei der französischen Revolution
geschieht. Was denkt ein Bauer darüber, wie verhält er sich? Was geht in einem Soldaten vor, der nicht
mehr weiß, welchem Befehlshaber er gehorchen soll? Wie ist das Leben für eine
Mutter, die ihre Kinder zu schützen versucht? Ich glaube einfach, dass es gar
nicht die eine, historisch bedeutende Persönlichkeit ist, die entscheidet,
sondern vielmehr das, was ein Ereignis mit den ganz einfachen Menschen macht,
die die Situation erleben und damit umgehen müssen.
Wie viel von Ihrer Protagonistin/en steckt in Ihnen
selbst?
Petra Mattfeldt:
Erschreckend viel! Das war mir lange Zeit gar nicht so
bewusst, wurde mir aber immer wieder durch meine Familie und Freunde gesagt.
Aber ich verrate hier nicht, was in welcher Figur steckt. Darüber muss sich
jeder Leser sein eigenes Bild machen.
Gab es neben Falko noch
eine andere heimliche Lieblingsfigur?
Petra Mattfeldt:
Ich würde sagen, Tom Stafford, mein Held in
„Multiversum“, weil dieser mich im Grunde schon gedanklich seit meiner Jugend
begleitet. Aber tatsächlich ist es so, dass alle meine Figuren mir am Herzen
liegen und für mich quasi wie Freunde sind.
Bei Falko Cornelsen, unserem Profiler in „Tod und
Spiele“ oder auch dem Vorgänger „Sekundentod“ verhält es sich so, dass ich ihm
die Charaktereigenschaften eines echten, realen Profilers und
Kriminalhauptkommissar gegeben habe, den ich sehr mag. Und dann eben auch
wieder einiges von mir, was beispielsweise die Autosuggestion angeht. Ich würde
fast sagen, Falko ist die vielschichtigste meiner Figuren. Ich finde ihn
wirklich klasse.
Die kleine Louisa ist mir sehr an Herz gewachsen,
wenn ich gekonnt hätte, hätte ich sie
und auch die Anderen aus dem Buch befreit….wie sind Sie auf die Idee gekommen
sie in Ihrem Roman einzubauen?
Petra Mattfeldt:
Leider durch einen realen
Fall, den ich durch meine Arbeit in einer Anwaltskanzlei mitbekommen habe. Natürlich
würde ich nicht 1 zu 1 aus den Akten übernehmen, aber es hat mich schon mitgenommen,
zu lesen, was Menschen gerade Kindern antun und mit welcher Brutalität und
Kälte sie vorgehen. Insoweit sind zwar Louisa und die anderen Kinder fiktiv.
Doch ihr Schicksal ist leider sehr real.
Wie und wann schreiben Sie am liebsten? Abends oder
morgens? Mit Hintergrundmusik oder in vollkommener Stille? Und gibt es etwas,
das auf keinen Fall fehlen darf?
Petra Mattfeldt:
Am liebsten nachts! Ich mag es, wenn es im Haus ganz
still ist und nur noch meine Katze neben mir liegt, die leise vor sich hin
schnurrt und so lange bleibt, bis ich auch ins Bett gehe. Früher konnte ich
sogar nur nachts schreiben, weil bei uns tagsüber einfach zu viel los war.
Inzwischen, wo ich im Durchschnitt vier Bücher pro Jahr schreibe, geht das
natürlich nicht mehr und ich schreibe auch tagsüber. Vor allem vormittags, weil
da außer mir (und natürlich meiner Katze) niemand zu Hause ist und ich insoweit
ungestört bin. Da mache ich mir dann gern einen Tee, gehe in mein Büro und
lasse im Hintergrund leise Musik laufen.
Wie diszipliniert muss man sein, um ein Buch schreiben
zu können?
Petra Mattfeldt:
Wirklich sehr diszipliniert! Und ich
glaube auch, dass das die größte Fehleinschätzung junger Kollegen ist. Das Bild
des Schriftstellers, der entweder in einem total heruntergekommenen Atelier
sitzt, eine Kippe, eine Tasse kalten Kaffee und einen Rest Rotwein vor sich
stehen hat und wie ein Verrückter in die Tasten haut, oder das andere Extrem,
die grüne Wiese des englischen Garten vor sich, an dem seitlich die Blumen blühen
und direkt dahinter die Klippen zum Meer hinunter führen, ist meiner Meinung
nach Humbug. Es ist das Bild eines Schriftstellers, nicht jedoch der reale
Autor. Ein Buch zu schreiben ist meiner Empfindung nach ein Kraftakt. Ich
selbst muss die ganze Zeit an der Seite meines Protagonisten sein, mit ihm oder
ihr frieren, Angst empfinden, verliebt sein, überglücklich und dann wieder
verzweifelt. Die ganze Palette an Gefühlen muss durchlaufen werden, um sie in
einem Buch lebendig werden zu lassen. Das ist wahnsinnig anstrengend und auch
ermüdend. Um den Roman dennoch zu schreiben, muss man sich selbst zurücknehmen
und den Figuren den Vortritt lassen und dann, trotz aller Erschöpfung die
Geschichte zu Papier bringen. Wenn man hier nicht die nötige Disziplin hat,
scheitert man meiner Meinung nach.
Welche Bücher gefallen Ihnen selbst? Gibt es ein
spezielles Vorbild?
Petra Mattfeldt:
Ich mag so viele Bücher ganz unterschiedlicher Genres,
dass ich sie gar nicht aufzählen kann. Wenn ich nicht schreibe, lese ich. Da
kommt ganz schön was zusammen. Besonders gefallen hat mir damals „Die Säulen
der Erde“ von Ken Follett. Ich würde behaupte, dass ich da endgültig meine
Leidenschaft für den historischen Roman entdeckt habe. Aber auch gut gemachte
Krimis wie die von Jussi Adler Olsen und auch mal eine Biographie wie zuletzt
von Helmut Schmidt „Was ich noch sagen wollte“ ziehen mich vollkommen in ihren
Bann. Ich glaube, ich bin neugierig genug, immer auch neue Autoren zu entdecken
und mich von ihnen mitreißen zu lassen. Da gibt es noch viel zu entdecken!
Das
Interview führte Bettina von Helli’s Bücher-Land.
August 2016
Fahrplan der Tour:
Station 1: 24. August 2016 - Tii und Jäis kleine Bücherwelt
Station 2: 25. August 2016 - Helli's Bücher-Land Interview mit Petra Mattfeldt
Station 3: 26. August 2016 - Mundo Libris Live-Chat inkl. Gewinnspiel mit Petra Mattfeldt
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